Zwei Königsjäger-Mannschaften bei der DVM in Magdeburg

Zwischen Weihnachten und Neujahr fanden die zentralen Endrunden der deutschen Vereinsmeisterschaften in allen Altersklassen statt. Wir waren in der u20 und in der u20w vertreten.

Die u20, bestehend aus Jim, Daniel, Kasimir, Philipp, Matti, mir und Jonas, hatte sich durch den ersten Platz in der Jugendbundesliga Nord-Ost qualifiziert.

von links nach rechts: Jonas, Daniel, Kasimir, Philipp, Kimon, Jim, Matti

Dagegen brauchten sich die Mädchen (Dascha, Luise, Rosalie, Nastia, Lisa) nicht zu qualifizieren, da die u20w ein offenes Turnier ist. Unseren bei der Norddeutschen Vereinsmeisterschaft erspielten Qualifikationsplatz für die u16w nahmen wir damit nicht in Anspruch. Mit ihnen waren Max Schmidt und Iris Schülke als Betreuer mit dabei.

von links nach rechts: Dascha, Lisa, Luise, Rosalie, Nastia

Lisa war als Reservespielerin dabei und spielte im Ersatzspielerturnier mit, während die anderen vier alle Runden mit der gleichen Aufstellung spielten. Bei der offenen u20 entschieden wir uns, dass jeder von uns an einer Runde aussetzen würde, da wir zu siebt waren und es sechs Bretter gab. Allerdings spielten wir das Ersatzspielerturnier nicht mit: Eine Runde Pause bei so einer Meisterschaft ist gar nicht so verkehrt..

Von der Setzlistenplatzierung her waren beide unsere Mannschaften eher im hinteren Mittelfeld angesiedelt, sodass in den Turnieren relativ wenig zu verlieren war. Dennoch wollten wir vorne angreifen.

Am 26. Dezember erreichten wir abends Magdeburg, waren zur Eröffnungsfeier im Maritim anwesend und erhielten dort mehr nützliche Informationen als erwartet. Am Tag darauf ging es dann für beide Mannschaften los. Spielort für die u20 war die Johanniskirche, die ein sehr schönes Turnierareal darstellte und sogar einen relativ guten Analyseraum mit Blick von oben auf die Bretter bot.

Blick auf das Turnierareal vom Analyseraum aus.

Abseits vom schönen Turnierort bot Magdeburg weitere Attraktionen; so lag der schöne Magdeburger Weihnachtsmarkt direkt auf unserem Weg zwischen Hotel und Spielstätte. In den Genuss der sagenumwobenen Magdeburger Lichtershow (wo ist sie?) und diverser von der DSJ organisierter Gesellschaftsspiele für aussetzende Spieler sind wir jedoch leider nicht gekommen.

Die u20 hatte es in der ersten Runde gleich mit dem Mitfavoriten aus Porz (bei Köln) zu tun, die an allen Brettern ca. 300-400 DWZ-Punkte stärker waren als wir. In der ersten Runde setzte Philipp aus. Erwartungsgemäß war nicht viel zu holen, allerdings konnte Jonas an Brett 6 seinen 2083er-Gegner in erhebliche Zeitnot bringen und behielt dort die Nerven. Damit holte Jonas für uns den Ehrenpunkt und startete zugleich eine extrem beeindruckende Serie.

Am Nachmittag hatten wir mit den SF Biberach einen Gegner, wo wir zumindest an den hinteren Brettern die Favoriten waren. Generell waren wir eine sehr ausgeglichene Mannschaft, sodass die vorderen Bretter (Jim und Daniel) häufig gegen viel stärkere Gegner ran mussten, während die hinteren Bretter punkten mussten. Gegen Biberach gelangen Daniel, Kasimir und Jonas (ja, wieder Jonas) ein Sieg, Philipp und Matti spielten Remis und nur Jim musste sich seinem 2200er-Gegner geschlagen geben.

Auch die Mädchen erwischten einen etwas holprigen Start und kamen in der ersten Runde gegen Stuttgart trotz Favoritenrolle nicht über ein 2:2 hinaus. Dascha und Nastia konnten ihre Partien gewinnen. In der zweiten Runde sah es aber gegen eigentlich stärkere Gegnerinnen dann schon deutlich besser aus. Nur Luise verlor ihre Partie, während Dascha, Rosalie und Nastia gewannen.

Am nächsten Tag ging es für die u20 zunächst gegen Lehrte. DWZ-technisch waren sie leicht überlegen, aber wenn man den Spielverlauf betrachtet, hätten wir eigentlich gewinnen müssen. Daniel, Kasimir und Jonas (!) gewannen ihre Partien, aber Jim, Philipp und ich verloren auf teils sehr ärgerliche Weise. Nachmittags gegen die Karlsruher SF wollten wir es dann besser machen. Wir waren diesmal nominell der glasklare Außenseiter, und hatten den Kampf um die bessere Vorbereitung schon mal gewonnen, weil sich die Karlsruher nicht vorstellen konnten, dass wir mit Jim unser Brett 1 aussetzen lassen würden! Der Matchplan ging relativ glatt auf: Daniel und Kasimir verloren an den ersten zwei Brettern, dafür gewannen Philipp und Jonas (zum Vierten) ihre Partien. Bei mir dauerte es etwas länger, aber ich hatte letztendlich mit weiß gegen das Benko-Gambit zwei verbundene Freibauern auf dem Damenflügel und gewann, 3-2. Matti spielte als letztes und hatte eine vollkommen chaotische Stellung auf dem Brett. Er hatte aber anscheinend alles unter Kontrolle und wir gewannen ein wichtiges Spiel mit 4-2.

Die u20w musste in der dritten Runde mit 3/4 MP gegen die starke Mannschaft aus Kehlheim ran, und während Dascha überzeugend Remis gegen eine 1950-erin sicherte und Luise gegen eine starke Gegnerin schnell durch Angriff am Königsflügel besser stand und gewann, machte sich der DWZ-Unterschied an den beiden hinteren Brettern dann doch bemerkbar. Dadurch ging der Kampf knapp mit 1,5:2,5 verloren. Am Nachmittag gegen den SV Erkenschwick gelang dann dafür ein ebenso knapper Sieg: Dascha stand schon nach 15 Zügen komplett gewonnen und die restlichen drei Bretter spielten Remis.

In der fünften Runde gelang der u20 gegen Ergolding erneut ein wichtiger Sieg gegen nominell überlegene Gegner. An unseren drei Weiß-Brettern gewannen wir jeweils (ich, Philipp und Daniel), während die drei Schwarz-Bretter (Jim, Kasimir, Matti) Remis spielten. Moment, Jonas hat nicht gewonnen? Ja, aber nur, weil er diese Runde aussetzte… Endstand 4,5:1,5, und damit waren wir nun auf dem dritten Platz hinter den “außer Konkurrenz” spielenden SG Porz und Hamburger SK. Das hatte leider zur Folge, dass wir am Nachmittag gegen Letztere ranmussten, und wieder an jedem Brett DWZ-technisch sehr deutlich unterlegen waren. Die Partien liefen dann auch unglücklich: Ich spielte eine katastrophale Eröffnung und die Partie war schnell vorbei, und auch Jim verwechselte die Zugreihenfolge in seinem Eröffnungsrepertoire und musste bald aufgeben. Bei Matti sah die Stellung bald schon ziemlich übel aus, und es stand 0-3. Damit war die Niederlage quasi besiegelt, denn Daniel konnte in einem schlechteren Endspiel nur noch ums Remis kämpfen. Philipp stand dann sogar auf Gewinn, willigte aber bei großer Zeitnot dem Remis ein. Jonas an Brett 6 ließ sich auch von diesem 2000+-Gegner nicht einschüchtern und fuhr den fünften Sieg im fünften Spiel ein. Daniel kämpfte dann noch sehr lange, konnte das Endspiel schlussendlich aber nicht halten – Endstand 1,5:4,5. Trotz dieser Niederlage standen wir vor der letzten Runde auf Platz 3 hinter Porz und Hamburg. Damit fanden wir sogar in der “Tageszeitung”, die von der DSJ organisiert jeden Morgen rauskam, Erwähnung.

Die Mädchen spielten in der fünften Runde Unentschieden gegen Garching. Diesmal holten die hinteren Bretter, also Rosalie und Nastia (deren Gegnerin ab Zug 10 mit einer glatten Figur weniger spielte), die Punkte. Für Dascha und Luise war das aber leider kein guter Tag, denn auch in der Nachmittagsrunde gegen Porta Westphalica verloren beide ihre Partien. Nastia gewann und Rosalie kam nicht über ein Remis hinaus, sodass sie Partie ärgerlich knapp verloren ging.

In der letzten Runde musste für die u20 ein Sieg her, um den dritten Platz zu halten. Leider erwischten wir mit den SF Neuberg die quasi stärksten Gegner, die noch übrig waren. Es lief irgendwie überhaupt nicht nach Plan in dieser letzten Runde. Jim, Kasimir, Philipp und Matti verloren ihre Partien. Ich gewann an Brett 5 und Jonas an Brett 6 holte “nur” Remis. Endstand also wieder 1,5:4,5. Dadurch rutschten wir in der letzten Runde doch noch auf den – in Anbetracht unserer Chancen – enttäuschenden 9. Platz. Das war zwar immer noch eine Verbesserung im Vergleich zur Setzlistenplatzierung, aber uns war klar, dass da mehr drin gewesen wäre.

Der u20w gelang in der letzten Runde dafür noch ein versöhnlicher Abschluss: Gegen Annaberg-Buchholz spielten Luise und Rosalie Remis und Dascha und Nastia gewannen ihre Partien. Damit konnte Nastia insgesamt sehr starke 5,5/7 Punkten einfahren! Am Ende landete die Mannschaft auf Platz 10, und damit einen Platz unter der Setzranglistenplatzierung. Einige Runden liefen zwar noch nicht ganz nach Plan, aber die Mannschaft kann in der gleichen Konstellation noch einige Jahre in der u20w mitspielen – wir dürfen also gespannt sein, was da in den nächsten Jahren noch geht!

Einen Preis konnten wir doch mitnehmen: Mit seinen 5,5/6 Punkten wurde Jonas das beste sechste Brett des u20-Turniers, und das deutlich vor seiner Konkurrenz, die größtenteils sieben statt nur sechs Partien Zeit hatte – Herzlichen Glückwunsch nochmal!

Jonas ganz links als bestes sechstes Brett.

Die Siegerehrung wurde erfreulicherweise zügig abgehandelt. Glückwunsch an der Stelle an die SG Porz, die alle ihre 7 Partien, unter anderem auch eine sehr spannende gegen den direkten Konkurrenten HSK, gewann und sehr verdient den Meistertitel holte, sowie auch an den SK Nordhorn-Blanke, der den knappen ersten Platz in der u20w belegte! Außerdem gilt Max Schmidt, der als Betreuer für die u20w dabei war, ein sehr herzlicher Dank!

Wer mehr Details zu den Meisterschaften, Ergebnissen und Partien erfahren möchte, kann dies für die u20 und u20w auf der Webseite der Deutschen Schachjugend tun.

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