Bericht von der DVM U16w 2022

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen ein paar Tage nach dem Turnier einen ausführlichen Bericht zu schreiben. Aus den Tagen sind dann Wochen und dann Monate geworden. Nun endlich ist es soweit und ich setze mich ran diese Zeilen zu verfassen, obwohl ich selbst nicht vor Ort war.

Vorbereitung

Die Vorbereitung wurde von mir etwas verpatzt. Ich kümmerte mich etwas spät um die Zimmerbuchung in der Unterkunft. Da auch mehrere Eltern mitfuhren, brauchten wir entsprechende Zimmer, die nicht mehr alle zur Verfügung standen. Die Eltern übernachteten damit, bis auf eine Ausnahme, separat von den Spielerinnen, jedoch in der Nähe. Inhaltlich konnte von den Eltern zwei extra Vorbereitungstrainings beim Trainer der Mädchen, Kristian Dimitrijeski, organisiert werden, an denen auch unsere Gastspielerin vom SC Kreuzberg teilnahm. Motiviert ging es dann für die fünf Mädchen am Feiertag nach Weihnachten nach Neumünster. Der direkte Zug von Berlin war pünktlich und die Mädchen kamen gut gelaunt an.

NummerNameDWZ beim Turnier
1Daria “Dascha”Pikki1772
2Luna Sohr1641
3Luise Schmidt1417
4Rosalie Schülke1512
5Victoria Isabella Altuve Medina (Gastspielern)1450
Aufstellung unserer Mannschaft

Unsere Mannschaft war auf dem zweiten Platz der Setzrangliste zu finden, vor uns waren nur die Schachspielerinnen aus Garching. Neben uns waren noch zwei weitere Berliner Vereine dabei. Zum einen der SC Weisse Dame, der durch einen Freiplatz in das Turnier gekommen ist und auf dem Setzlistenplatz vier stand. Und die TSG Oberschönweide, der wir ja in einem Herzschlagfinale im vergangenen Herbst in letzter Sekunde den Norddeutschen Meistertitel entwendeten. Zu lesen hier. Sie waren zwar nur an neun gesetzt, doch nach der NDVM war klar, dass das nichts zu bedeuten hatte und die Spielerinnen sicher deutlich unterbewertet waren. Auch merkte man, dass der Mannschaftsdurchschnitt der meisten, der 17 Mannschaften sehr eng zusammen war, was natürlich für zusätzliche Spannung sorgte. Wir gingen mit der oben aufgeführten Aufstellung ins Rennen, welche die gleiche wie bei der NDVM war. Wir vertrauten also der Devise “Never change a running system”. Nachdem wir im letzten Jahr nach einer starken NDVM eine schwache DVM gespielt haben, wollten wir es dieses Jahr anders machen und an den Erfolg bei der NDVM mit einem weiteren starken Turnier anknüpfen.

Gut gelaunt während der Bahnfahrt: Dascha, Luise, Victoria, Rosalie und Luna
Beim Abendessen der Mannschaft mit Josè, dem Vater von Victoria

Die 1. Runde

In der ersten Runde ging es gegen den HSK. In der NDVM konnten wir diese Mannschaft, die bei der DVM sogar mit etwas geschwächter Aufstellung antrat, noch mit 2,5:1,5 besiegen. Es war das insgesamt vierte Aufeinandertreffen dieser beiden Mannschaften. Die NDVMs 2021 und 2022 konnten wir für uns entscheiden, während die Hamburger dieses Duell bei der DVM 2021 gewannen. Gegenüber der NDVM fehlte bei den Hanseaten mit Alissa Wartenberg das starke zweite Brett. Doch natürlich waren wir gewarnt, denn der größte Verein Deutschlands hat natürlich auch das Potenzial solche Ausfälle adäquat zu ersetzen.

An Brett 1 gab es das traditionelle Aufeinandertreffen zwischen Dascha und Charlotte Huber. Beide kannten sich schon von überregionalen Einzel- und Mannschaftsturnieren. Dascha wählte mit Weiß die Nimzo(witsch)-indische Eröffnung. Ihre Gegnerin konnte am Damenflügel mit den Schwerfiguren einen Angriff aufbauen. Dann verlor Dascha einen wichtigen Zentrumsbauern, der die Stellung zusammenhielt. Der gegnerische Springer griff dann zusammen mit dem Turm, der auf die zweite Reihe vorgerückt war, die Königsstellung an. Als dann noch ein Bauer verloren ging, brach die Stellung zusammen und ein Matt war nicht mehr abzuwenden. 0:1 Luna hatte an Brett 2 mit schwarz zuerst eine sehr unaufregende Giuoco-Pianissimo-Stellung auf dem Brett. Ihre Gegnerin erlaubte es aber durch taktische Unaufmerksamkeiten zwei Bauern zu gewinnen, dafür konnte sie die Bauernstruktur von Luna schwächen und mit ihrem Springer mehr Aktivität erreichen, als Luna. Dies führte dazu, dass sie zuerst einen Bauern zurückgewann und Luna dann in eine 3-fache-Stellungswiederholung einwilligte. 0,5:1,5 An Brett 3 trat Luise an. In eine Schottisch-Partie sah es lange Zeit ausgeglichen aus. Doch dann verpasste sie eine Einschlag auf f2 (sie hatte kurz rochiert). Die Stellung brach auseinander. Als dann auch Materialverlust unabwendbar war, gab sie auf. 0,5:2,5 An Brett 4 konnte dann aber Rosalie noch mal punkten und etwas Ergebniskosmetik betreiben. Im Franzosen konnte sie bald Kontrolle über das Spiel gewinnen. Dann gewann sie erst einen Bauern, dann noch einen. Als die Gegnerin ein Matt übersah und eine Figur einstellte, gab sie auf. 1,5:2,5

Damit wurde leider die erste Runde knapp verloren. In der zweiten Runde wollten es die Mädchen besser machen.

Die 2. Runde

In der zweiten Runde führte uns die Auslosung zu einem Wettkampf gegen Walldorf. Auf dem Papier waren wir natürlich der Favorit, dennoch ist bei den Deutschen Meisterschaften klar, dass die Zahlen oft nicht aussagekräftig sind.

An Brett 1 ging wieder Dascha an den Start. Im Damengambit kam sie gut aus der Eröffnung. Dann konnte sie am Damenflügel die Linien öffnen. Es gab einen offenen Abtausch im Mittelspiel, nachdem sie einen Endspiel landete, in dem sie mit Figurenaktivität punkten konnte. In der Folge gab es ein Spiel auf zwei Ergebnisse. Leider gelang es Dascha nicht diesen Vorteil in etwas Verwertbares umzuwandeln, sodass ihre Gegnerin trotz eines Minusbauern Remis halten konnte. 0,5:0,5 An Brett 2 war die Sache schnell klar. Auch hier war das Damengambit auf dem Brett. Nachdem die Struktur im Zentrum geklärt war, griff Luna ihre scheinbar etwas überforderte Gegnerin direkt am Königsflügel an. Bereits im 15. Zug musste diese aufgeben, die sich Matt nicht mehr verhindern ließ. 1,5:0,5 Doch wie gewonnen, so zeronnen. An Brett 3 war Rosalie gesetzt. Sie musste damit die zweite Schwarz-Partie an diesem Tag spielen. Leider kam sie schon in der Eröffnung nicht so gut weg und musste ihrer Gegnerin Raumvorteil zugestehen. Dann fand diese auch noch ein sehr schönes Springeropfer, welches die Königsstellung von Rosalie aufriss und zu einem baldigen Matt führte. 1,5:1,5 Die Entscheidung sollte also an Brett 4 bei der Partie von Victoria fallen. Hier entstand schon bald eine wilde französisch Partie. Dabei konnte sie zuerst einen Bauern gewinnen, musste dann aber viel Material abtauschen. In einer völlig geschlossenen Bauernstruktur, bei der der Mehrbauer nur noch ein isolierter Doppelbauer war, gab es kein Durchkommen mehr und die Partie endete Remis, genauso wie der gesamte Wettkampf.

Damit stand nach dem ersten Spieltag und den ersten beiden Runden ein mageres Resultat von 1/4 MP zu Buche. Das hatten sich die Mädchen sicher anders vorgestellt und dann wurden Erinnerung wach und zwar zweierlei. Einmal an die letzte DVM. Bei der wir als Norddeutscher Meister angereist waren und am Ende nur den 10. Platz belegten, also deutlich unter unseren Möglichkeiten abschnitten. Zum anderen aber auch an die letzte NVM. Auch hier verloren wir das Auftaktduell (und hatten danach spielfrei), sodass wir insgesamt 0 MP am ersten Turniertag einfuhren. Wir gewannen dann noch alle restlichen Wettkämpfe und wurden noch überraschend Norddeutscher Meister. Die Frage war nun aber, wie die Mannschaft diesen “Fehlstart” verkraftete und an welchen Weg sie im Turnier einschlagen würde.

Die 3. Runde

Der nächste Tag brachte uns am Vormittag Oberkotzau als Gegner. Diesmal setzte Luna aus. Dascha ging wie gewohnt an Brett 1 zu Werke. Gegen die königsindische Verteidigung konnte sie bald im Zentrum ein Übergewicht entwickeln und über die halboffene F-Linie agieren. Danach konnte sie taktisch den Springer in die gegnerische Stellung einführen und eine Qualle gewinnen. Das Matt bis 35. g5#, war dann besonders schön. 1:0 Auch an Brett 2 lief es nach Plan. Im Damengambit-Abtausch konnte Luise mit Schwarz einen Angriff am Damenflügel starten. Leider übersah sie eine Gewinnfortsetzung und opferte stattdessen einen Springer. Die Gegnerin sah jedoch nicht, wie sie sich aus dem Angriff befreien konnte und wurde dann in zwei Zügen mattgesetzt. 2:0 Rosalie bekam an Brett 3 mit Weiß eine Russisch-Partie aufs Brett. Im Spiel mit heterogenen Rochaden konnte sie bald die gegnerische Rochadenstellung öffnen, da die Gegnerin eine Fesselung nicht ausreichend beachtete. Bald begann dann eine Jagd des Königs über das gesamte Brett, bei dem Rosalie viel Material einsammeln konnte. Schlussendlich konnte sie dann Matt setzen. 3:0 Victoria hatte an Brett 4 mit Schwarz in einer Schottisch-Partie lange zu knabbern. Die Gegnerin kam im wieder in den Angriff. Victoria verteidigte sich jedoch umsichtig und erreichte damit ein Remis. Wir konnten also schlussendlich unseren ersten Mannschaftssieg feiern und zwar gleich ein 3,5:0,5. Dieses Ergebnis sollte der Mannschaft auch in den kommenden Runden Auftrieb geben. Schon am Nachmittag des selben Tags saß die Mannschaft wieder am Brett.

Die 4. Runde

Als nächsten Gegner bekamen wir die Mannschaft vom Elmshorner SC zugelost. Diesmal bekam Rosalie die Rolle als Zuschauerin den Spielerinnen die Daumen zu drücken. An Brett 1 trat wieder Dascha an. Diesmal mit Schwarz. Es entwickelte sich eine Partie in der Hauptvariante des Damengambits, die langsam vor sich hin “plätscherte” und immer sehr ausgeglichen war. Doch dann patzte Daschas Gegnerin im Endspiel und Dascha nutzte das eiskalt für einen Sieg aus. 1:0

An Brett 2 konnte Luna wieder gut ausgeruht antreten. Sie bekam auch die Hauptvariante des Damengambits aufs Brett, diesmal aber mit Weiß. Durch eine clevere taktische Kombination konnte sie schon im Mittelspiel die Bauernstellung vor dem König der Gegnerin deutlich schwächen und dieser einen isolierten Randdoppelbauern verpassen. Sie konnte zwar nicht sofort Kapital daraus schlagen, doch ging sie in ein besseres Endspiel, wo sie erst einen Bauern und dann durch aktive Figurenführung auch eine ganze Figur gewinnen konnte. Nachdem die Gegnerin sämtliches Material verloren hatte, gab sie auf. 2:0 Auch an Brett 3 hatten wir ein klassisches Damengambit auf dem Brett, welches Luise mit Schwarz bekämpfte. Die Gegnerin entwickelte sich mit Lg2, ging also in eine Katalanisch-Struktur über. Es wurden drei Leichtfigurenpaare abgetauscht (u. a. auch der Läufer auf g2) und Luise verlor einen Bauern. Dann konnte sie aber taktisch die Öffnung der Diagonale für ihren Lb7 erzwingen. In dieser von der Engine als völlig ausgeglichenen eingestuften Stellung einigten sich beide auf Remis und der Mannschaftssieg war sicher. 2,5:0,5

An Brett 4 begann alles mit einer normalen Italienisch-Partie. Victoria mit Weiß wählte Guioco Pianissimo und die Gegnerin ging mit d5 in die moderne Verteidigung über. Dann stellte die Gegnerin aber überraschend einzügig einen Springer ein. Dabei verlor sie scheinbar auch den Faden, denn wenige Züge später musste sie nach einem Doppelangriff die Dame für den Turm hergeben. Victoria machte anschließend kurzen Prozess mit der Gegnerin und gewann sicher. 3,5:0,5

Damit waren wir plötzlich wieder da. Wir waren in der Tabelle auf dem 6. Platz und nur 2 Mannschaftspunkte hinter dem Tabellenführer vom HSK, sowie nur ein Punkt hinter den Podestplätzen. Ein weiterer Schritt nach oben schien nun wieder möglich. Die letzten drei Runden sollten wohl nun die Entscheidung bringen, wohin die Reise geht.

Die 5. Runde

Auch der nächste Morgen war nichts für Langschläfer. Es ging wieder um 8:30 Uhr los. Diesmal mussten wir gegen einen Schachverein aus Offenbach ran. An Brett 1 wartete dort die amtierende deutsche Einzel-Meisterin der U16w. Dort kam es bei Dascha (mit Weiß) wieder zum Damengambit (scheinbar haben die Mädchen bei diesem Turnier alle Netflix 😉 ). Allerdings bekamen wir diesmal Slawisch-Abtausch aufs Brett. Dascha bekam dann Probleme mit einem gegnerischen Springer und musste einen Bauern hergeben. Anschließend opferte sie noch einen weiteren Bauern, um Gegenspiel zu bekommen. Das Gegenspiel blieb jedoch aus und der gegenteilige Fall trat ein: Dascha wurde in die Verteidigung gezwungen. Als der Vormarsch der gegnerischen Freibauern nicht mehr aufzuhalten war, gab sie auf. 0:1 Luna zeigte an Brett 2 ihre taktische Cleverness. In einer Italienisch-Partie rochierte sie lang und erreichte somit heterogene Rochaden. Luna opferte natürlich gerne einen Bauern am Königsflügel um Angriff zu bekommen. In der Folge floh der gegnerische König auch auf den Damenflügel. Dann begann Luna ein schönes taktisches Manöver, in dem sie erst einen Läufer opferte und dann die Dame für einen Turm bekam. Als nächstes öffnete sie bilderbuchartig mit einem Bauernhebel die Stellung und drang mit der Dame ein. Sie gewann eine Qualität, gab diese jedoch kurzfristig wieder zurück, um dann einen Springer zu gewinnen. Im entstandenen Endspiel mit der Dame gegen Turm und Freibauer musste sie dann nochmal genau spielen. Aber auch das war für sie kein Problem. Als Matt unvermeidbar war, gab die Gegnerin auf. 1:1 Ebenfalls heterogene Rochaden hatte Rosalie an Brett 3. Hier war es eine sizilianisch Eröffnung, die dazu führte. Lange Zeit sah es für Rosalie nicht so gut aus und sie war sehr in die Verteidigung gedrängt. Doch konnte sie erst das letzte Leichtfigurenpaar abtauschen und dann einen für sie vorteilhaften Damentausch erreichen. Als sie dann auch den Abtausch eines Turmpaars erzwang, entsprang plötzlich der Phönix aus der Asche. Sind befand sich in einem Turmendspiel mit Mehr- und zugleich Freibauer. Bald hatte ihre Gegnerin keine Lust mehr, sich das zeigen zu lassen und gab auf. An Brett 4 konnte Victoria im 4-Springer-Spiel schon bald einen schweren Fehler der Gegnerin ausnutzen, der zum Damengewinn führte. Danach spielte sie das solide weiter und gewann am Ende mit Matt. 3:1

Das war dann schon der 3. Sieg in Folge und langsam machte sich die Euphorie im Team breit, dass wir doch noch gute Chancen haben, oben anzugreifen. Im Topspiel konnte der HSK nicht über ein 2:2 gegen Garching hinauskommen und verlor die Tabellenführung gegen Altenberg, welche sich gegen Weisse Dame durchsetzten. Wir waren jetzt nur noch einen Mannschaftspunkt von der Tabellenspitze entfernt.

Auch der Königsjäger-Chat kam langsam auf Betriebstemperatur. Unser 1. Vorsitzender Torsten Rose schrieb dort:

Sehr starke Vormittagsrunde unserer Mädels: Nach Niederlage von Dascha und Sieg von Viktoria verwandelte Rosalie eine wohl objektiv verlorene Stellung in einen Sieg und Luna gewann souverän eine schwierige taktische Stellung. Unser Team ist jetzt Vierter mit nur einem Punkt Rückstand zum Führenden.

Torsten Rose (1. Vorsitzender)

Die 6. Runde

Und genau gegen diese Altenberger mussten wir in der nächsten Runde antreten. Unsere Spitzenspielerin an Brett 1 musste sich mit Schwarz gegen den Königsindischen Angriff wehren. Leider verlor dabei erst einen und dann kurz danach noch einen zweiten Bauern. Die Gegnerin konnte dann auch die Damen abtauschen. Dascha kämpfte noch zäh im Endspiel weiter, doch konnte schlussendlich nichts mehr ausrichten. 0:1 Luna, die noch eine eher unglückliche NVM gespielt hat, konnte bei diesem Turnier weiter an ihre guten Leistungen bei der 2. Vorrunde anknüpfen und spielte wie ausgewechselt. Diesmal gab es an Brett 2 eine Abwechslung, den zum ersten Mal bei den Partien unserer Spielerin bei diesem Turnier stand das Wolga-Gambit auf dem Brett, mit welchem Lunas Gegnerin versuchte Luna aus der Reserve zu locken. Doch Luna behielt den Gambit-Bauern und konnte später noch einen weiteren Bauern gewinnen. Mit diesen beiden Mehrbauern wickelte sie dann ins Damenendspiel ab. Normalerweise bietet dieses für die materiell unterlegene Spielerin noch die Chance für Dauerschach. Doch Luna ließ nichts anbrennen und holte sich eine zweite Dame. Die Gegnerin versuchte zwar noch mit ihrer Dame Dauerschach zu erreichen, doch als Luna den Damentausch erzwang hatte sie doch einsehen. 1:1

An Brett 3 konnte Luise nach dem Aussetzen am Vormittag mit frischen Kräften in das Turnier starten. Die Gegnerin startete mit der englischen Eröffnung. Luise konnte aber ins Damengambit überleiten und die Karlsbader Bauernstruktur erzeugen. Danach wurden die Leichtfiguren abgetauscht. Im Endspiel konnte die Gegnerin erstmal etwas mehr Druck ausüben. Doch dann stellte diese plötzlich taktisch einen Turm ein. Luise ließ sich das nicht zweimal sagen und nahm an. mit zwei gegen einen Turm war dann der Sieg nur noch Formsache für sie. Als sie einen Freibauern kurz vor das Umwandlungsfeld gebracht hatte und dieser nur durch ein Opfer des Turms aufzuhalten gewesen wäre, gab die Gegnerin auf. 2:1 An Brett 4 spielte wieder Victoria. Sie bekam mit Weiß die Pirc-Verteidigung vorgesetzt. Nachdem sie die Damen abgetauscht und damit mögliche Drohungen gegen den König gebannt hat, konnte sie die Oberhand auf dem Brett gewinnen. Doch dann konnte die Gegnerin die Stellung öffnen und ihre Läufer in Stellung bringen, sodass es nochmal brenzlig wurde. Victoria konnte jedoch Figuren abtauschen und dabei einen Bauern gewinnen. Diesen Mehrbauern wandelte sie im anschließenden Endspiel um und gewann die Partie. 3:1

Der Sieg katapultierte uns auf den 2. Tabellenplatz. Der HSK schob sich zwar wieder auf den 2. Tabellenplatz vor, kam aber abermals nicht über ein Mannschaftsremis hinaus und war deshalb nun punktgleich zu uns. Ebenfalls punktgleich war der SC Garching auf dem dritten Tabellenplatz.

PlatzVereinMPSoBeBP
1Hamburger SK9110,514
2SV Königsjäger Süd-West996,516,5
3SC Garching996,514
4SSV Altenberg810514
5SC Weisse Dame894,515,5
6Chemnitzer SC88013,5
7VSG Offenbach773,513
86
Tabellenstand vor der letzten Runde

Auf der Seite der Deutschen Schachjugend hat dann auch der Ausrichter einen Artikel, über die möglichen Ausgänge in der letzten Runde und deren Folgen für den Ausgang der Meisterschaft beschrieben, zu finden hier. Wir wollten also in der letzten Runde gegen Garching gewinnen und hofften noch am HSK vorbeizukommen. Der HSK trat gegen Altenburg an.

Die 7. Runde

Es entwickelten sich überall spannende Partien, doch die erste Entscheidung fiel nicht in unserem Wettkampf, sondern an Tisch 2. Dort unterlag der HSK überraschend gegen Offenbach mit 1,5:2,5 und schied damit aus dem Titelrennen aus. Nun war also klar, dass der Gewinner an Tisch 1 (Garching oder wir) Deutscher Meister wird. Nur bei einem Remis hätten noch andere Vereine die Chance. Die ersten beiden beendeten Partien waren die von Rosalie (an Brett 4) und Dascha (an Brett 1). Rosalie landete mit Schwarz in französisch Abtausch. Die Eröffnung lief soweit normal, bis die Gegnerin eine Qualle gab, die Rosalie gerne annahm. Rosalie konnte dann alle übrigen Figuren abtauschen und zwei Bauern gewinnen. Das anschließende Endspiel ließ sie sich nicht mehr aus der Hand nehmen. 1:0 Bei Dascha mal wieder Damengambit-Abtauschvariante. Ihre Gegnerin konnte allerdings bald einen Angriff am Königsflügel starten. Dascha wählte einen naheliegenden, aber laut Engine falschen Königszug. Die Partie schien sich schon langsam eine unglückliche Richtung zu bewegen, doch Dascha startete einen Gegenangriff und die Gegnerin sah offenbar nichts besseres als in eine Zugwiederholung einzustimmen. 1,5:0,5 Puh, Glück gehabt!

Nun stellte sich nach dem Ende des Wettkampfs beim HSK natürlich die Frage, was geht noch? Reicht vielleicht sogar schon ein 2:2? Schwer zu sagen und die Mädchen wollten natürlich das nicht unbedingt riskieren und spielten auf Sieg. An Brett 3 wählte Luise im Sizialiener wieder die Rossolimo-Variante und ging dann in einen Maroczy-Aufbau über. Leider verlor sie beim Figurenabtausch einen Bauern, der sich im Endspiel mit gleichfarbigen Läufern als entscheidend herausstellte. Luise spielte das Endspiel jedoch sehr solide und erreichte eine Stellung, die von den Engines als ausgeglichen eingeschätzt wurde. Dann entschied sie sich jedoch leider dafür die Läufer zu tauschen. Das anschließende Bauernendspiel war dann hoffnungslos verloren. 1,5:1,5 Nun ruhte die Last also auf Luna an Brett 2. Luna landete mit Schwarz im Italiener. Im frühen Mittelspiel konnte sie einen Bauern gewinnen. Danach musste sie sich jedoch erstmal auf die Verteidigung des Königs konzentrieren, schaffte es jedoch einen zweiten Bauern zu gewinnen. Durch die Aktivität ihrere Figuren schaffte sie es das Material bis auf ein Figurenpaar komplett abzutauschen. Dann opferte sie geschickt einen Bauern. Der gegnerische Springer konnte dann gegen die auf ihn zustürmenden verbunden Bauern nichts mehr machen. Die Gegnerin musste aufgeben und wir hatten den Wettkampf mit 2,5:1,5 gewonnen!

Damit stand fest: Wir sind Deutscher Meister!!!

Die Meisterinnen kurz nach dem Erfolg

Die Mädchen brauchten sicher etwas, um dies zu realisieren. Nach nur 1/4 MP aus den ersten beiden Runden kämpfen sich alle 5 Spielerinnen eindrucksvoll zurück, holten 10/10 MP und werden Deutscher Meister. Dies ist nach dem Titelgewinn bei der DVM 2020 in der U14 (die wegen Corona 2021 gespielt wurde) der zweite große Erfolg für den Verein. Auch im Vereinschat waren nach diesem Herzschlagfinale alle Königsjäger superglücklich. Es gab viel Gratulation an die Spielerinnen. Spielleiter Sven Schüle schrieb:

Herzlichen Glückwunsch an das siegreiche Team!! Deutsche Meisterinnen U16, das klingt doch wunderbar! Ein toller Erfolg für die Mädels und für unsere Vereins-Jugendarbeit.

Sven Schüle (1. Spielleiter)
Nach der Siegerehrung mit Pokal

Der besondere Dank geht natürlich wieder an den hervorragenden Trainer Kristian Dimitrijeski, der nicht nur vor und während des Turniers die Mädchen betreut hat, sondern schon in den letzten Jahren, sowohl in der Schachschule Berlin, als auch später bei uns im Verein den Grundstein diesen Erfolgs gelegt hat. Genau so geht der Dank an den SC Kreuzberg (insbesondere an dessen 1. Vorsitzende Brigitte Große-Honebrink), der uns wieder Victoria als Gastspielerin zur Verfügung gestellt hat. Ein weiterer großer Dank geht an die Betreuer Max Schmidt und Sven Sohr, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre.

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