(Aus technischen Gründen können die Partien leider nicht direkt im Beitrag angezeigt werden, an einer Lösung wird gearbeitet. Vorläufig können die Partien über diesen Link erreicht werden!).
Nach zwei besonderen Jahren mit Verschiebung wegen der Pandemie konnte in diesem Jahr die DEM wieder zum normalen Zeitpunkt, nämlich zu Pfingsten stattfinden. Leider war diesmal nur eine Spielerin aus unserem Verein sich dafür qualifizieren: Dasha Pikki (U16w). Drei weitere Königsjäger scheiterten denkbar knapp an der Qualifikation, nämlich nur um einen Platz: Luise Schmidt (U16w), Karim Abed (U16) und Benjamin Schäfer (U12).
Dasha startete auf Platz 16 von 24 der Setzliste. Jedoch hatte sie kurz zuvor ein super Turnier gespielt und dabei über 100 DWZ-Punkte plus gemacht, welche in die Startrangliste noch nicht eingeflossen sind, sodass diese noch sehr unaussagekräftig war. Dasha wollte auf jeden Fall den Schwung von diesem Turnier auch zur DEM mitnehmen.
In der ersten Partie wandelte Dasha auf den Spuren von Kramnik, zumindest nach den ersten 6 Halbzügen befand sie sich mit schwarz in der Berliner Verteidigung. Es kam jedoch zu einer eher ruhigen Variante und ging nicht ins „Berliner Endspiel“ über. Nachdem Dasha die Figuren alle umgruppiert hatte, griff sie mit den Springern an und konnte ihrer Gegnerin das Läuferpaar wegnehmen. Trotzdem war die Stellung immer noch sehr ausgeglichen, da ihre Gegnerin (übrigens Platz 4 der Setzliste) mit dem ihr übrig gebliebenen Läufer die Stellung geschickt blockieren konnte. Im Endspiel wollte sie dann wohl zu viel und gab eine Qualität ab. Da aber auch ihr König recht offen stand, hatte Dasha kein Problem den Materialvorsprung zu verwerten und einen (eher überraschenden) Sieg einzufahren.
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In der zweiten Partie bekam sie dementsprechend wieder eine starke Gegnerin (obwohl man natürlich sagen kann, dass alle Gegerinnen stark sind, wir sind ja schließlich bei einer Deutschen Meisterschaft). Dasha mit weiß brachte die durch die gleichnamige Serie wohl bekannteste Eröffnung aufs Brett: Das Damengambit. Ihre Gegnerin wählte die Hauptvariante (2. … e6) und nach einem Bauerntausch im 4. Zug war die sogenannte „Karlsbader Bauernstruktur“ auf dem Feld. Leider stellte Dasha im Mittelspiel einen Bauern ein. Sie konnte diesen nur unter großen positionellen Zugeständnissen zurückgewinnen. Mit diesem Nachteil hatte sie leider im Endspiel keine Chance und musste die Hand hinüberreichen.
In der dritten Partie traf sie mit schwarz auf eine alte Bekannte. Ihre Gegnerin war bei der vergangenen Norddeutschem Vereinsmeisterschaft unsere Gastspielerin gewesen. Dasha wählte wieder die Berliner Verteidigung und spielte solide und defensiv. Ihre Gegnerin bekam bald die Initiative doch Dasha schaffte es hinten dicht zu halten, die Figuren abzutauschen und dann mit der Dame Dauerschach zu geben und Remis zu erzwingen.
In der vierten Partie bekam sie mit weiß „Albins Gegengambit“ aufetischt. Sie spielte dabei den etwas unorthodoxen Zug 3. cxd5 (der Hauptzug ist 3. dxe5) und bekam Gegenspiel durch die gegnerische Dame. Sie konnte den Angriff zwar bald entschärfen, bekam aber als langfristige Schwäche einen isolierten Bauern. Im späten Mittelspiel schaffte sie es diesen loszuwerden. Das darauffolgende Turmendspiel war dann Remis.
In der fünften Partie beantwortete Dasha den Angriff ihrer Gengnerin in der italienischen Partien im Zentrum mit d5 und erreichte damit eine Variante, die als angenehm für schwarz gilt. Für die folgende Variante findet man in der Datenbank eine Partie, die nicht verwundert (mehr wird hier nicht gesagt). Dasha wich dann im 9. Zug von der Theorie ab. Sie konnte bald einen Bauern gewinnen und damit besser stehen. Leider schaffte sie diesen Vorsprung nicht in einen Sieg umzuwandeln. Im Turmendspiel reicht leider (oft) ein Mehrbauer nicht.
In der sechsten Runde hatte es Dasha mit weiß mit dem angenommenen Damengambit zu tun. In einer ausgeglichenen Partie konnte Dasha die Unaufmerksamkeit ihrer Gegnerin ausnutzen und einen Doppelangriff mit der Dame gegen den ungedeckten Läufer verbunden mit einer Mattdrohung starten (an alle aus meiner Anfänger-Trainingsgruppe: Deshalb üben wir auch immer Taktiken nicht nur gegen mehrere Figuren, sondern auch gegen Figur und Feld!). Diesen Materialvorsprung verwertete sie anschließend sicher.
Leider kopierte sie jetzt die Ergebnisfolge aus den ersten beiden Runden, wo auch auf den Sieg eine Niederlage folgte. Diesmal wählte sie mit schwarz nicht die Berliner Verteidigung, sondern die Hauptvariante und ging dann in die moderne Steinitz-Verteidigung über. Leider übersah sie einen Abzugsangriff und verlor eine Figur. Trotz aller Bemühungen ist auf diesem Niveau natürlich schon bald Feierabend gewesen. Schade!
Die vorletzte Runde und sicherlich hat sie diese Anstrengung auch irgendwann gespürt. Sie bekam aber nochmal eine starke Gegnerin fortgesetzt. Mit weiß musste sie dann auch eine der nicht so häufigen Eröffnungen spielen. Sie bekam die Benoni-Eröffnung im Hromádka-System vorgesetzt. Sie bekam die Partie über eine aktivere Stellung, die ihre Gegnerin aber zu verteidigen wusste, was zum Friedenschluss führte.
In der letzten Runde bekam Dasha dann ausgerechnet die Startranglistenletzte zugelost. Dabei wurde dann aber Dasha scheinbar vom Schottischen Gambit überrascht und fand danach nicht die richtigen Züge, konnte aber (wahrscheinlich schon schweißgebadet) ins Remis abwickeln.
Insgesamt hat Dasha gezeigt, dass die gute Leistung beim Teschner-Gedenkturnier keine Ausnahme war und dass sie mit den Mädchen aus ihrer Altersklasse mithalten kann und keine Angst haben braucht. An einzelnen Stellen war sicherlich mehr drin, aber das Gesamtergebnis (Verbesserung um drei Plätze gegenüber der Setzliste kann sich sehen lassen. Sie hat auf jeden Fall unseren Verein „würdig“ vertreten. 😉