Norddeutsche Vereinsmeisterschaft: Wir haben es geschafft!

Einleitung

Eigentlich war es Drama pur, am Ende hat es gereicht. Wir sind Norddeutscher Vereinsmeister in der Altersklasse U16 geworden! Nach dem Erfolg bei der U16w im Jahr 2021 war es der zweite Norddeutsche Meistertitel in der jüngeren Vereinsgeschichte und der erste im geschlechteroffenem Wettbewerb. Doch nun von Anfang an:

Bei der Berliner Mannschaftsmeisterschaft lief es in der U16 nicht so gut. Gegen die Topteams mussten wir zwei knappe Niederlagen von jeweils 1,5:2,5 einstecken und kamen gegen die weiteren Verfolger nicht über ein 2:2 hinaus, was schlussendlich zu Platz 4 führte und nicht für die direkte Qualifikation reichte.

Wir stellten daraufhin einen Freiplatzantrag, der zum Glück positiv ausfiel. Leider wurde die Nordeutsche Vereinsmeisterschaft (NDVM) auf das letzte Ferienwochenende gelegt. Unser 4. Brett, Semyon, war leider noch im Urlaub. Mit den U14-Spielern Hao und Philipp konnten wir aber guten Ersatz finden und traten damit mit fast der gleichen Mannschaft an, wie im vorherigen Jahr bei der NDVM U14 in Magdeburg. Neu war neben Benjamin und Floris auch Alexander dabei, der das erste Brett bekleidete. So konnten wir mit 5 Spielern zum Turnier nach Prora auf Rügen fahren, wo neben der U16 auch die U16w und die U12w ausgetragen wurden.

In der Setzliste waren wir auf Platz 5 zu finden, was bedeutete, dass wir für unser Minimalziel, der Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft, ordentlich kämpfen mussten. Die Voraussetzungen bei den Spielern waren unterschiedlich. Während die meisten die Ferienzeit für Entspannung nutzen, kämpfte Floris in den beiden großen Sommerturnieren, blieb aber jeweils unter seinen Möglichkeiten. Hao hingegen konnte bei zwei Schnellschachturnieren (Berliner Jugendschnellschachmeisterschaft und vereinsinternes Schnellschachturnier) den 1. Platz holen. Nun war die Frage, ob er diese Erfolge auch auf Partien mit längerer Bedenkzeit übertragen konnte.

Die Anreise war nicht ganz so einfach, wer schon einmal an versucht hat an einem Freitag in den Sommerferien mit dem Zug an die Ostsee zu fahren, weiß wovon ich spreche. Da wir intelligenterweise schon am Startpunkt in Südkreuz in den Regionalexpress einstiegen, konnten wirn uns zusammenhängende Plätze sichern, bevor es voller wurde. So wurde die dreistündige Fahrt nach Stralsund vergleichsweise entspannt. Leider sammelte der Zug schon beim Verlassen der Hauptstadt erste Verspätungsminuten, die sich aufgrund der eingleisigen Strecke summierten und so drohnten wir den Anschluss zu verpassen. Als wir dann kurz vor Stralsund wieder Netz hatten, sahen wir, dass der Anschlusszug wegen „einer behobenen Störung am Zug“ Verspätung hatte und wir diesen doch noch erreichen sollten. Im Zug stellten wir fest, dass die Störung allerdings noch nicht behoben ist und nach weiteren Versuchen hieß es dann, dass der Zug ausfiel. Also auf den nächsten warten. Der war zwar sehr voll, wir bekamen aber gerade noch Sitzplätze. Der Umstieg in Lietzow klappte und wir kamen nur mit einer Stunde Verspätung an (wie gut, dass wir einen Puffer eingeplant hatten). Also auf den Weg vom Bahnhof zur Jugendherberge machen, Alexander treffen, der selbstständig angereist war, Zimmer beziehen, Abendbrot essen und schlafen gehen.

1. Runde: SV Königsjäger Süd-West – SAV Torgelow-Drögeheide 90 2,5:1,5

Am nächsten Morgen hatten sich die 5 Jugendlichen auch schon auf eine Aufstellung für die erste Runde geeinigt (großes Lob: Das klappte in allen Runden hervorragend selbstständig ohne mein Zutun!). Philipp setzte aus und nahm am Ersatzspielerturnier teil (und gewann die Runde souverän). im Hauptturnier trafen wir auf Torgelow (gegen die wir auch noch in der JBL spielen werden) Hao an Brett 4 hatte auch keine großen Probleme und siegte schon nach einer guten Stunde, als er seinen Gegner in eine Eröffnunsfalle laufen ließ. Als ich etwas später schauen wollte, wie es steht (der Spielsaal war zwar auf dem Gelände der Jugendherberge, aber außerhalb des Hauptgebäudes), kam Floris rüber und hatte auch gewonnen. 2:0. Leider wurde es knapper als erwartet. Benjamin stellte in bedrängter Stellung unnötig eine Figur ein. Alexander konnte, nachdem es zwischenzeitlich schon ganz gut bei ihm ausgesehen hatte, die Partie zum Remis führen. Also knapper als gedacht, aber 2,5:1,5 gewonnen und 2 MP geholt.

2. Runde: SK Doppelbauer Kiel von 1910 – SV Königsjäger Süd-West 2,5:1,5

In der Mittagspause erreichte uns dann auch der Trainer. Wir haben nämlich keine Kosten und Mühen gescheut und konnten für diesen Job unser Ex-Mitglied Jonas Eilenberg gewinnen. Dieser ist mittlerweile FM und hat dementsprechend auch noch mehr Erfahrung. Nach einem Mittagssnack (es gab wohl Kommunikationsprobleme, die dazu führten, dass es mittags nur Lunchpakete gab) ging es gegen den Setzlistenvierten aus Kiel. Wegen der kurzen Zeit zwischen Paarung und Rundenbeginn konnte Jonas unr Alexander vorbereiten (aber da kam die Vorbereitung wenigstens auf’s Brett). Schon beim ersten Rundegang nach etwa einer Stunde bot sich ein interessanter Blick. Alexander und Benjamin waren noch in der Eröffnung, Floris auf dem Weg ins Endspiel und Philipp stand deutlich schlechter im Endspiel mit einem Läufer gegen einen Springer. Sein Gegner war aber zu unerfahren um das auszunutzen, sodass Philipp mit Remis und einem blauen Auge davon kam. Wenig später machte auch Floris Remis 1:1. Dann dauerte es noch lange. Alexanders und Benjamins Partien gingen hin und her. Beide verloren oder beide gewonnen oder etwas dazwischen? Tatsächlich wurden es die letzten beiden Partien der gesamten Runde. Alexander hatte mit Dame gegen zwei Türme ein Endspiel mit Chancen auf beiden Seiten, während Benjamin im frühen Endspiel eine Qualität verlor und außerdem schon die ganze Zeit mit positionellen Problemen kämpfte. Alexander fand keinen Weg, der über ein Remis hinausging und Benjamins Matt-Trick funktionierte nicht, sodass wir um ca 19:15 Uhr (Rundenbeginn um 14:30 Uhr) mit 1,5:2,5 unsere 1. Niederlage hinnehmen mussten.

Da das Abendessen schon vorbei war, bekamen wir noch für uns aufgehobene Essensboxen, die wir an den Tischen vor unserem Zimmer aßen. Benjamin war natürlich nach einem 0/2 entsprechend geknickt. Wir entschieden ihn also am kommenden Vormittag aussetzen zu lassen, damit er den Kopf freibekommen konnte. Nachdem unser nächster Gegner Werder Bremen feststand, wurden alle Spieler von Jonas vorbereitet, während die anderen „Ohne Furcht und Adel“ spielten.

3. Runde: SV Königsjäger Süd-West – SAbteilung SV Werder Bremen 2,5:1,5

Die dritte Runde begann nach Plan. Floris gewann bereits nach 2 Stunden, hatte also seine kleine Krise endgültig überwunden. Auch in der Analyse mit Jonas zeigte sich, dass er solide gespielt und die Fehler des Gegners bestraft hatte. Hao hatte eine Figur mehr gegen zwei gegnerische Bauern, sollte das aber nach dem Damentausch gewinnen. Alexander hat ebenfalls eine bessere Stellung, die aber kompliziert ist, während sein Gegner noch sehr wenig Zeit hat. Philipp steht mit L+S gegen das Läuferpaar in einer offfenen Stellung wohl nicht so angenehm.

Dann siegte doch tatäschlich Philipp doch und sicherte uns das 2:0. Hao schaffte es leider nicht die Stellung zu verwerten, musste Material zurückgeben und kam nicht über ein Remis hinaus. Noch schlimmer traf es Alexander, der plötzlich im verlorenen Bauernendspiel landete, also wieder ein 2,5:1,5, diesmal wieder für uns.

Die Mittagspause nutzen wir für einen Strandspaziergang. Auf dem Rückweg ging es durch den Wald, wo viele Spinnennetze über den Pfad gespannt waren, naja.

4. Runde: Think Rochade – SC HRO – SV Königsjäger Süd-West 2:2

Gegen den Setzlistenvorletzten Think Rochade gönnten wir Alexander eine Pause. Floris hatte bald schon eine Mehrfigur und es schien eine sichere Sache zu sein. Leider verrechnete er sich dann komplett, landete plötzlich in einer Verluststellung und hatte Glück, dass sich sein Gegner auf ein Remis einließ. Danach wurde es nicht besser. Philipp hatte ein verlorenes Bauernendspiel, was er kurz danach aufgeben musste. Hao hatte einen Bauern weniger, da er eine Fesslung übersehen hatte (die Engine fand das gar nicht so schlimm und hätte das resultierende Qualitätsopfer für Königsangriff zugelasssen) und Benjamin im Turmendspiel mit gegnerischem Freibauern wohl maximal Remis. Dann schaffte es Hao doch noch sich irgendwie ins Remis zu verteidigen und alle Augen schauten wieder auf Benjamin. Dieser schaffte es den gegnerischen Freibauern zu gewinnen und hatte ein Turmendspiel mit h- und f-Bauern gegen g-Bauern. Jonas schätzte es so ein „objektiv Remis, aber Benjamin kann das noch über 100 Züge probieren“. Und tatsächlich, Benjamin schaffte es das Endspiel in einen Sieg umzuwandeln und wir sicherten uns zumindest ein 2:2.

objektiv Remis, aber Benjamin kann das noch über 100 Züge probieren (Jonas Eilenberg)

An diesem Abend gab es wieder eine Vorbereitung gegen Lübeck und ein bisschen Code-Names.

5. Runde: SV Königsjäger Süd-West – Lübecker SV von 1873 2,5:1,5

Gegen Lübeck setzte nun Floris aus. Als erstes erreichte Hao ein Remis. Dann konnten wir einen Doppelschlag verbuchen. Alexander und Benjamin holten zwei volle Punkte. Bei Benjamin wohl etwas glücklich, da sein Gegner das Endspiel nicht optimal behandelte, aber auch das nehmen wir gerne mit. 🙂 Philipp musste dann eine Niederlage einstecken, womit wir wieder beim „Vormittags-2,5-1,5“ waren.

Da die anderen noch spielten, mussten wir lange auf die Paarung der kommenden Runde warten. Dann bekamen wir das erwartete Los: den Setzlistenzweiten Hagener SV. Diese hatten zuvor den Mitkonkurrenten aus Magdeburg 4:0 besiegt. Wir waren also vorgewarnt und alle Spieler gingen in eine intensive Vorbereitung.

Hagen hat also jetzt endlich einen starken Gegner (Sven Schüle mit einem Augenzwinkern)

6. Runde: Hagener SV – SV Königsjäger Süd-West 1:3

Floris‘ Plan ging komplett auf. Sein Gegner tappte in eine Falle und verlor Qualität und Bauern. Floris ließ diesmal nichts anbrennen, tauschte ab und gewann die Partie. Dann stellte plötzlich der Gegner von Alexander in einer ausgeglichen Stellung die Partie ein, in dem er einen Angriff auf eine Figur und einen damit verbundenen Mattangriff übersah. So stand es bereits 2:0 und ich konnte nicht anders als anfangen zu träumen. Aus den Träumen wurde ich gerissen, als Benjamin trotz guter Stellung einen vergifteten Bauern schlug, plötzlich verlor und es nur noch 2:1 stand. Hao spielte noch, während ich meine Sachen packte, da ich früher abreisen musste. Während ich mich gerade verabschiedete kam Hao. Er hatte gewonnen, also 3:1!

Vor der letzten Runde standen wir hinter dem HSK und Hagen auf dem 3. Platz. Wir hatten aber durch die vielen knappen Siege gegen zum Teil nicht so stark abschneidende Gegner eine schlechte Zweitwertung. So war noch der schlimmste Fall möglich, dass wir die Top 4 verpassen und uns nicht für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Wir wollten also unbedingt gewinnen.

7. Runde: SV Königsjäger Süd-West – Hamburger SK von 1830 2,5:1,5

Die letzte Runde begann nicht so gut. Am Anfang sah es bei Alexander und Floris eher schlechter aus, bei Benjamin ausgeglichen und bei Philipp etwas besser. Dann patzte Alexanders Gegner und das Blatt wendete sich. Die Stellung entwickelte sich dann zu einem Remis. Benjamin gewann eine Qualität und verwertete sauber. 1,5:0,5. Dann schaffte Floris ein Remis, womit wie die Qualifikation sicher hatten. Aber wir wollten natürlich mehr. Philipps Stellung schwankte sehr. Am Ende fand er die richtigen Züge um in ein Remis zu kommen, welches uns den Mannschaftssieg sicherte. Wieder unser „Vormittags 2,5:1,5“, das haben wir das ganze Turnier über gut durchgezogen. 🙂

Wir mussten natürlich hoffen, dass Hagen nicht gegen Werder Bremen gewinnt, um Meister zu werden. Nachdem es erst schlecht aussah, erkämpfte sich Werder Bremen noch ein 2:2 und machte uns damit zum:

Norddeutschen Vereinsmeister U16 2025

Glückwunsch an alle für diese kämpferische Leistung! Vielen Dank auch an Jonas für die optimale Vor- und Nachbereitung! Wir sind gespannt, was wir bei der Deutschen Meisterschaft erreichen können.

Hier das PDF mit allen Ergebnissen und der Tabelle (folgt).

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